(© Melanie Vogel) Das Nervensystem ist das Kommandozentrum unseres Körpers. Es steuert alles, von unserem Herzschlag über unsere Verdauung bis hin zu unseren Gedanken und Emotionen. Sogar unsere spirituellen Erfahrungen sind mit diesem System verbunden. Es besteht aus dem Gehirn, dem Rückenmark und einem weit verzweigten Netzwerk von Nerven. Man unterteilt es in zwei Hauptbereiche: das zentrale Nervensystem (ZNS) und das periphere Nervensystem (PNS).
Das Zentrale Nervensystem (ZNS)
Das ZNS umfasst dein Gehirn und dein Rückenmark. Es verarbeitet Informationen aus den Sinnesorganen, erzeugt Gedanken und Emotionen und sendet Signale an unseren Körper.
Das Periphere Nervensystem (PNS)
Das PNS verbindet das ZNS mit dem Rest unseres Körpers. Es besteht aus zwei Hauptbereichen: dem somatischen Nervensystem, das für bewusste Bewegungen zuständig ist, und dem autonomen Nervensystem (ANS), das unbewusste Prozesse wie Atmung, Verdauung und Stressreaktionen steuert. Das ANS wiederum gliedert sich in drei Hauptbereiche:
- Das Sympathische Nervensystem: Aktiviert die “Kampf- oder Flucht”-Reaktion in stressigen oder gefährlichen Situationen.
- Das Parasympathische Nervensystem: Verantwortlich für Erholung und Regeneration („Ruhe- und Verdauungsmodus“).
- Das Enterische Nervensystem: Oft als “zweites Gehirn” bezeichnet, steuert es Verdauungsprozesse.
Der Vagusnerv: Bote des Wohlbefindens
Der Vagusnerv ist die wichtigste Verbindung zwischen Geist, Herz, Körper und Seele. Er wird oft als “wandernder Nerv” bezeichnet und spielt eine zentrale Rolle bei der Regulation des autonomen Nervensystems, insbesondere des parasympathischen Bereichs. Er erinnert unseren Körper daran, dass er sich entspannen darf und sorgt für ein Gefühl der Sicherheit.
Die Polyvagal-Theorie
Die von Dr. Stephen Porges entwickelte Polyvagal-Theorie hilft uns, unser Nervensystem besser zu verstehen. Sie zeigt, wie unser Körper auf Stress reagiert und wie wir zwischen Sicherheit und Bedrohung navigieren. Die Theorie unterscheidet drei Nervensystem-Zustände:
- Ventraler Vagus-Zustand: Hier fühlen wir uns sicher, entspannt und sozial verbunden.
- Sympathischer Zustand: Aktivierung des “Kampf- oder Flucht”-Mechanismus bei Stress.
- Dorsaler Vagus-Zustand: “Erstarrungsreaktion”, die bei äußerst hohem Stress auftritt. Dies kann sich durch Gefühle der Dissoziation oder Taubheit äußern.

Nervensystem regulieren
Es gibt einige bewährte Methoden, die helfen, unser Nervensystem zu regulieren:
- Achtsamkeit üben: Sei dir deiner Gedanken, Gefühle und Körperreaktionen bewusst. Nutze Meditation oder Atemtechniken.
- Tiefes Atmen: Atemübungen können direkt das parasympathische Nervensystem aktivieren und für Entspannung sorgen.
- Bewegung: Sanfte Bewegung wie Yoga, Tanzen oder Spazierengehen können das Nervensystem beruhigen und Stress abbauen.
- Havening-Techniken: Sanfte Berührungen und Bewegungen können helfen, stressbedingte Erinnerungen zu verarbeiten und innere Ruhe zu fördern.
- Ausreichend Schlaf: Erholsamer Schlaf ist essenziell, um das Nervensystem zu regenerieren.
Fazit
Die Regulation unseres Nervensystems ist ein kontinuierlicher Prozess, der Geduld und Mitgefühl erfordert. Indem wir bewusst Achtsamkeit, Bewegung und Entspannung in unseren Alltag integrieren, können wir langfristig mehr innere Ruhe und Stabilität gewinnen.