Neuroplastizität & Neurogenese: forme dein Hirn!

(© Melanie Vogel) Neuroplastizität und Neurogenese: In den letzten Jahren hat die Forschung in verschiedenen Disziplinen – von Neurowissenschaften über Epigenetik bis hin zu Immunologie und Psychologie – revolutionäre Entdeckungen gemacht, die unser Verständnis vom Gehirn und seiner Funktionsweise völlig verändern. Besonders faszinierend ist die Erkenntnis, dass du dein Gehirn aktiv neu verdrahten kannst. Lange Zeit glaubte man, dass das Gehirn, mit dem du geboren wurdest, fest vorbestimmt ist, auf eine bestimmte Art und Weise zu funktionieren. Doch die neuesten Forschungen zeigen: Das Gegenteil ist der Fall.

Neuroplastizität: Dein Gehirn ist “weich verdrahtet”

Frühere wissenschaftliche Annahmen gingen davon aus, dass das Gehirn, mit dem du geboren wirst, permanent und unveränderlich ist. Man dachte, dass deine Gene dein Denken, Verhalten und deine Emotionen maßgeblich bestimmen. Doch mittlerweile wissen wir, dass dein Gehirn nicht starr ist. Vielmehr hat es eine enorme Fähigkeit zur Veränderung, die als Neuroplastizität bekannt ist. Das bedeutet, dass dein Gehirn sich ständig anpasst und verändert – basierend auf deinen Erfahrungen, Gedanken und dem, was du tust.

Ein besonders erstaunlicher Aspekt dieser Erkenntnisse ist die Entdeckung der Neurogenese – die Fähigkeit, neue Gehirnzellen zu bilden. Diese Entdeckung widerlegt die frühere Vorstellung, dass du nach der Geburt keine neuen Neuronen mehr produzieren kannst. Unter bestimmten Bedingungen – durch gezielte mentale und physische Aktivitäten – kann dein Gehirn neue Zellen wachsen lassen.

Neurogenese: Wie deine Erfahrungen dein Gehirn verändern

Diese Forschung wirft ein neues Licht auf dein persönliches Potenzial. Deine Gene legen zwar gewisse potenzielle Schwachstellen fest, aber sie bestimmen nicht, wie du dich fühlst, denkst oder verhältst. Du hast die Fähigkeit, durch dein Verhalten und deine Selbstfürsorge dein Genom zu beeinflussen – du kannst Gene aktiv ein- oder ausschalten.

Das bedeutet, dass dein Denken und Handeln direkt dein Gehirn und dein Verhalten verändern. Wenn du dich regelmäßig auf positive Gedanken und gesundes Verhalten konzentrierst, kannst du deine geistige Gesundheit verbessern und Stress sowie Ängste abbauen. Der Prozess, dein Gehirn „neu zu verdrahten“, bedeutet nicht nur, dass überaktive Gehirnregionen gezähmt werden, sondern auch, dass du ruhigere Bereiche aktivierst.

Neuroplastizität und synaptische Plastizität

Neuroplastizität beschreibt die Fähigkeit deines Gehirns, sich durch Lernen und Erfahrungen neu zu verdrahten. Ein wichtiger Mechanismus in diesem Prozess ist die Bildung neuer Synapsen, also der Verbindungen zwischen deinen Neuronen. Wenn du eine neue Fähigkeit erlernst oder regelmäßig eine Aktivität ausübst, wie etwa Klavier spielen oder eine Fremdsprache sprechen, werden diese Verbindungen gestärkt.

Das Prinzip „Zellen, die zusammen feuern, verdrahten sich zusammen“ beschreibt, wie wiederholtes Üben oder Handeln die neuronalen Verbindungen festigt. So wie Muskeln wachsen, wenn du sie trainierst, so stärkt sich auch dein Gehirn, wenn du es aktiv nutzt. Umgekehrt bedeutet das auch, dass Inaktivität oder das Vernachlässigen von Fähigkeiten diese Verbindungen schwächen kann.

Mentales Üben und Vorstellungskraft

Ein besonders interessantes Phänomen in Bezug auf Neuroplastizität und Neurogenese ist das mentale Üben. Forscher haben gezeigt, dass allein das Vorstellen einer Handlung dein Gehirn genauso aktiviert wie das tatsächliche Ausführen dieser Handlung. So kannst du durch das bloße Vorstellen einer Klavierübung bereits neuronale Verbindungen im Gehirn aktivieren, die für das Klavierspielen notwendig sind. Mentales Üben ist daher ein wertvolles Werkzeug, um das Gehirn zu trainieren und neue Fähigkeiten zu erlernen.

BDNF: Der Wachstumsfaktor deines Gehirns

Ein entscheidender Faktor in diesem Prozess ist ein Protein namens Brain-Derived Neurotrophic Factor (BDNF), das eine Schlüsselrolle bei der Neurogenese und der Stärkung von neuronalen Verbindungen spielt. BDNF wird oft als „organischer Dünger“ bezeichnet, da es das Wachstum von Neuronen fördert und deren Vitalität unterstützt. Es aktiviert Gene, die für das Wachstum und die Aufrechterhaltung der Gehirnzellen verantwortlich sind, und stärkt die Verbindungen zwischen den Neuronen. Lernen, körperliche Aktivität und positive Gedanken sind wichtige Faktoren, die die Produktion von BDNF steigern.

Fazit: Dein Gehirn ist formbar

Die neurowissenschaftlichen Entdeckungen der letzten Jahre zeigen uns, dass unser Gehirn nicht fest verdrahtet ist, sondern dass wir durch unsere Erfahrungen, unser Verhalten und unsere Gedanken aktiv Einfluss darauf nehmen können. Neuroplastizität, die Fähigkeit des Gehirns, sich selbst neu zu verdrahten, ist eine kraftvolle Ressource, die es ermöglicht, unser Leben zu verändern, unsere geistige Gesundheit zu verbessern und unser Potenzial voll auszuschöpfen. Indem wir lernen, wie wir unser Gehirn gezielt verändern können, können wir mehr Konzentration, weniger Angst, mehr Resilienz und vor allem mehr Freude im Leben erfahren.

Die Macht, Zeit zu beeinflussen, mag noch in den Anfängen stecken – aber sie könnte uns bald zu einem Leben führen, in dem wir den Moment wirklich leben und den Alterungsprozess vielleicht ein Stück weit verlangsamen.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Review Your Cart
0
Add Coupon Code
Subtotal