(© Melanie Vogel) Obwohl Einsamkeit regelmäßig nicht als ein hochriskanter Lebensstilfaktor angesehen wird, scheint die sogenannte Einsamkeitsepidemie tatsächlich ein verheerender Risikofaktor für die Gesundheit zu sein. In einer Pressemitteilung über neue Forschungsergebnisse erklärte das Regenstrief Institute, dass die Mehrheit der über 65-Jährigen sich als einsam betrachtet – was möglicherweise gesundheitsschädlicher ist als Alkoholismus, Fettleibigkeit, das Rauchen von mindestens 15 Zigaretten pro Tag oder Bewegungsmangel.
Im Journal of the American Geriatric Society wird Einsamkeit als „biophysischer Stressor“ bezeichnet, der die Lebensqualität von Senioren erheblich beeinträchtigen kann. Die Ergebnisse waren alarmierend: Fast 53 Prozent der älteren Menschen, die in einer Datenbankstudie identifiziert wurden, berichteten von Einsamkeit, und unter den Betroffenen waren sowohl die mentalen als auch physischen Gesundheitszustände über alle Demografien und Gesundheitsbedingungen hinweg deutlich schlechter.
Einsamkeit als Gesundheitsrisiko
Wie frühere Studien gezeigt haben, ist Einsamkeit mit einem höheren Sterblichkeitsrisiko verbunden als die oben genannten Lebensstilfaktoren. Allerdings ist zu beachten, dass diese Faktoren oft miteinander verflochten sind, da Einsamkeit dazu führen kann, dass Menschen sich in Essen und Alkohol flüchten oder das Verlangen nach Bewegung verlieren – insbesondere, wenn sie mit anderen psychischen Gesundheitsproblemen wie Depressionen oder Angstzuständen einhergeht.
Monica Williams-Farrelly, Forschungswissenschaftlerin an der Indiana University, erklärte in der Pressemitteilung des Regenstrief Institute: „Basierend auf der Literatur und den Forschungsergebnissen hat Einsamkeit einen sehr bedeutenden und starken Einfluss auf die Gesundheit. So wie wir ältere Erwachsene fragen: ‚Rauchen Sie? Messen Sie Ihren Blutzucker?‘, sollten wir auch nach Einsamkeit fragen und Lösungen anbieten.“
Die Studienmethodik und Trends
Williams-Farrelly und ihre Kollegen sammelten ihre Daten durch eine Analyse der Caregiver Outcomes of Alzheimer’s Disease Screening-Studie, einer laufenden Untersuchung, die die Demenzscreening unter Ärzten bewertet. Ihre spezifischen Daten stammen aus den Jahren 2020 und 2021, als die COVID-Krise ihren Höhepunkt erreichte. Die Forscher betonen jedoch, dass sie schon vor der Krise und den damit verbundenen Lockdowns einen wachsenden Trend der Einsamkeit festgestellt hatten.
„Einsamkeit ist sehr komplex zu identifizieren und zu adressieren“, sagte Williams-Farrelly. „Sie wurde bereits vor COVID zu einem Problem, und mit der nationalen Ausgangssperre während der Pandemie wurde der soziale Kontakt unterbrochen, was das Problem noch verschärfte.“
Eine wachsende Herausforderung
Im Jahr 2023 veröffentlichte das Büro des US-Generalchirurgen eine Warnung zur Einsamkeit, die mittlerweile zu einem ernsthaften gesundheitlichen Problem geworden ist. Um dieser „Einsamkeitsepidemie“ zu begegnen, schlagen die Forscher der Indiana University und des Regenstrief Institutes vor, dass diese Isolationserfahrungen als ernsthafte Gesundheitsfaktoren betrachtet werden sollten.
Die Forschung zu diesem Thema zeigt eindrücklich, dass Einsamkeit in der älteren Bevölkerung genauso stark wie andere gesundheitsschädliche Gewohnheiten beachtet werden sollte. Ärzte und Fachleute sind aufgefordert, dieses unterschätzte Risiko anzusprechen, um die Gesundheit und Lebensqualität der Senioren zu verbessern.
Es ist an der Zeit, Einsamkeit als den gesundheitlichen Stressor zu behandeln, der sie ist, und entsprechende Lösungen anzubieten.