(© Melanie Vogel) Das SORKC-Modell, entwickelt von Frederick H. Kanfer im Jahr 1976, ist ein fundiertes Instrument der Verhaltensanalyse. Es bietet eine strukturierte Herangehensweise zur Untersuchung, Beschreibung und Modifikation menschlicher Verhaltensweisen, insbesondere im Kontext von Störungen und Problemen. Das Modell wird in der klinischen Psychologie, Verhaltenstherapie und auch bei mir im Coaching angewendet. Im Folgenden erkläre ich das Modell und seine Komponenten.
Verhaltensanalyse: Grundprinzipien des SORKC-Modells
Das SORKC-Modell basiert auf der Annahme, dass menschliches Verhalten durch ein Zusammenspiel von fünf zentralen Variablen beeinflusst wird. Jede dieser Variablen ist essenziell für die Analyse und das Verständnis von Verhaltensmustern:
S – Stimulus
Stimuli sind auslösende Reize oder Situationen, die ein bestimmtes Verhalten initiieren. Diese Reize können sowohl extern (z. B. ein lautes Geräusch) als auch intern (z. B. ein Gedanke oder Gefühl) sein. Die Identifikation solcher Stimuli hilft dabei, Auslöser von Verhalten zu erkennen und besser zu verstehen.
O – Organismusvariablen
Diese Variablen beziehen sich auf individuelle Merkmale des Organismus, die das Verhalten beeinflussen können. Dazu zählen angeborene Dispositionen, biologische Besonderheiten, bestehende Vorschädigungen und aktuelle physiologische oder psychologische Zustände. Die Berücksichtigung dieser Faktoren ist entscheidend, da sie die Reaktionsfähigkeit auf bestimmte Stimuli modulieren können.
R – Reaktion
Die Reaktion beschreibt die Form des gezeigten Verhaltens. Dabei kann es sich um offene (sichtbare) Verhaltensweisen oder um verdeckte (innere) Reaktionen handeln. Ziel ist es, die Reaktion exakt zu beschreiben, um die Funktion und Bedeutung des Verhaltens im Kontext zu analysieren.
K – Kontingenz
Kontingenzen bezeichnen die Beziehung zwischen Reaktion und Konsequenz. Sie geben Auskunft darüber, wie regelmäßig oder unter welchen Bedingungen eine bestimmte Konsequenz auf ein Verhalten folgt. Diese Information ist entscheidend, um die Verstärkung oder Aufrechterhaltung von Verhalten zu verstehen.
C – Konsequenz
Konsequenzen sind Verstärker, die das gezeigte Verhalten beeinflussen. Positive Konsequenzen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass das Verhalten in Zukunft wiederholt wird, während negative Konsequenzen oder das Ausbleiben von Verstärkung diese Wahrscheinlichkeit senken können. Konsequenzen zeigen auch rückwirkende Effekte auf das Verhalten und beeinflussen die Beziehung zwischen Stimulus und Reaktion.
Anwendung des SORKC-Modells
Ein typisches Vorgehen umfasst folgende Schritte:
- Identifikation der Stimuli (S): Welche Reize lösen das problematische Verhalten aus?
- Analyse der Organismusvariablen (O): Welche persönlichen Merkmale oder Zustände beeinflussen das Verhalten?
- Beschreibung der Reaktion (R): Wie genau sieht das Verhalten aus?
- Bestimmung der Kontingenzen (K): Unter welchen Bedingungen erfolgt die Verstärkung des Verhaltens?
- Bewertung der Konsequenzen (C): Welche Verstärkungsmechanismen sind im Spiel?
Fazit
Das SORKC-Modell bietet eine strukturierte und leicht anwendbare Methode zur Verhaltensanalyse. Es ermöglicht eine differenzierte Betrachtung komplexer Verhaltensmuster und unterstützt eine gezielte Intervention. Kritiker bemängeln jedoch, dass das Modell stark auf beobachtbares Verhalten fokussiert ist und innere psychodynamische Prozesse oder soziale Kontexte nur begrenzt berücksichtigt.