(© Melanie Vogel) Eine Theorie besagt, dass alle Materie eine Form von Geist oder Bewusstsein besitzt, nicht nur Menschen, Tiere und Pflanzen, sondern auch die Sonne selbst, wie Biologen vermuten. Diese Hypothese, auch „Panpsychismus“ bezeichnet (Lehre, nach der alles in der Natur beseelt ist bzw. Bewusstsein hat), existiert seit Tausenden von Jahren und ist in seiner aktuellen Form seit einigen hundert Jahren im Umlauf.
Panpsychismus: Eine uralte und wiederentdeckte Theorie
Die Idee des Panpsychismus existiert seit Tausenden von Jahren. Schon die alten Griechen griffen ähnliche Gedanken auf, doch der Begriff „Panpsychismus“ wurde erstmals im 16. Jahrhundert von dem italienischen Philosophen Francesco Patrizi geprägt. Diese Theorie erlebte im 19. Jahrhundert eine kurze Blütezeit, als der Psychologe William James öffentlich zugab, daran zu glauben. Doch in den 1920er Jahren wurde der Panpsychismus weitgehend von der philosophischen Welt abgelehnt, als der Wiener Kreis seine „logische Positivismus“-Ideologie etablierte, die besagte, dass philosophische Fragen nur dann relevant sind, wenn sie auf logische Antworten hinauslaufen.
Im Jahr 2004 jedoch präsentierte der italienische Neurowissenschaftler und Psychiater Giulio Tononi seine „Integrierte Informationstheorie des Bewusstseins“, die darauf hindeutet, dass Bewusstsein praktisch überall existiert. Diese Theorie ließ die Diskussion über den Panpsychismus wieder aufleben. 2014 – fast ein Jahrhundert nach der Zurückweisung durch den Wiener Kreis – argumentierte der renommierte Neurowissenschaftler Christof Koch in Scientific American, dass es keine Erklärungslücke gebe, warum auch grundlegende Materieeinheiten wie elementare Teilchen, die sich zu menschlichen Körpern zusammenschließen, kein Bewusstsein entwickeln könnten.
Die Sonne als möglicher Träger von Bewusstsein
Einer der bemerkenswertesten Vertreter des Panpsychismus ist der Biologe und Autor Rupert Sheldrake – bekannt durch die Entdeckung des “Morphischen Feldes”. 2021 veröffentlichte Sheldrake ein Papier, in dem er die Hypothese aufwarf, dass die Sonne möglicherweise ebenfalls ein Bewusstsein besitzen könnte. „Bewusstsein muss nicht auf Gehirne beschränkt sein“, erklärte Sheldrake in einem Interview mit Popular Mechanics. „Die Verbindung zwischen Geist und physischen Systemen scheint durch rhythmische elektromagnetische Felder zu bestehen, die natürlich auch in unseren Gehirnen vorhanden sind. Sie existieren auch in und um die Sonne, und diese könnten die Schnittstelle zwischen dem ‚Sonnengeist‘ und dem Körper der Sonne sein.“
Obwohl es keinerlei Beweise für diese Theorie gibt und Sheldrake in der wissenschaftlichen Gemeinschaft oft kritisch betrachtet wird, bleibt seine Idee ein faszinierendes Gedankenspiel. Schließlich ist die Sonne ein hochkomplexes System, dessen Geheimnisse wir noch nicht vollständig ergründen konnten.
FAzit
Auch wenn es noch keine wissenschaftlichen Beweise für die Idee gibt, dass die Sonne ein Bewusstsein besitzt, regt der Panpsychismus dazu an, die Natur des Bewusstseins und unsere Vorstellung von Intelligenz neu zu überdenken. Vielleicht gibt es in den Mysterien des Universums mehr, als wir uns je vorstellen können. Was, wenn das Bewusstsein nicht nur auf Lebewesen beschränkt ist, sondern ein grundlegendes Merkmal des gesamten Kosmos?
Der Panpsychismus ist ein Thema, das weiterhin zum Staunen und Forschen anregt – und vielleicht führt uns die Suche nach Antworten in Zukunft zu einer tieferen Erkenntnis über das Leben, das Universum und alles, was dazwischen liegt.