Was ist positive Gesundheit?

(© Melanie Vogel) Die Medizin konzentriert sich seit langem auf die Vorbeugung, Diagnose, Behandlung und Heilung von Krankheiten. Doch Gesundheit ist mehr als die bloße Abwesenheit von Krankheit. Das neue Konzept der positiven Gesundheit (Positive Health) verfolgt einen innovativen, salutogenen Ansatz in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden, der sich auf die Förderung der positiven gesundheitlichen Eigenschaften der Menschen konzentriert – Stärken, die zu einem gesünderen und längeren Leben beitragen können. Hierzu gehören biologische Faktoren wie eine hohe Herzfrequenzvariabilität, subjektive Faktoren wie Optimismus und funktionale Faktoren wie eine stabile Ehe.

Positive GEsundheit

Laut Dr. Martin Seligman, Projektleiter und Direktor des Zentrums für Positive Psychologie an der University of Pennsylvania, umfasst positive Gesundheit das Verständnis, dass

Menschen Wohlbefinden als solches wünschen und dies über die Linderung ihres Leidens hinausgeht.

Gesundheitsgüter identifizieren

Seligman und ein Forscherteam arbeiten daran, potenzielle Gesundheitsgüter zu identifizieren und herauszufinden, ob sich daraus eine Reihe wirksamer und kostengünstiger Ansätze ergeben, die das Wohlbefinden steigern und vor körperlichen und geistigen Erkrankungen schützen.

Wenn Gesundheitsgüter wissenschaftlich mit positiven gesundheitlichen Ergebnissen in Verbindung gebracht werden können, besteht das ultimative Ziel darin, Interventionen zu entwickeln, die dazu beitragen können, diese Gesundheitsgüter aufzubauen und aufrechtzuerhalten, um den Menschen zu helfen, ihre Chancen auf ein gesünderes und längeres Leben zu erhöhen. Die Definition positiver Gesundheit ist aktuell noch empirisch und widmet sich unter anderem folgenden Fragen:

  • Verlängert eine positive Gesundheit die Lebensdauer?
  • Sind die Gesundheitsausgaben für Menschen mit guter Gesundheit geringer?
  • Führt eine bessere mentale Gesundheit zu weniger psychischen Erkrankungen?
  • Leben Menschen mit guter Gesundheit nicht nur länger, sondern haben auch mehr Jahre bei guter Gesundheit?
  • Haben Menschen mit guter Gesundheit eine bessere Prognose, wenn sie krank werden?

Beispiel: Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Mitte der 1980er Jahre erlitten 120 Männer aus San Francisco ihren ersten Herzinfarkt und dienten als unbehandelte Kontrollgruppe in der groß angelegten Studie „Multiple Risk Factor Intervention Trial“ (Abkürzung: MR FIT). Diese Gruppe war für Gregory Buchanan, damals Doktorand an der Pennsylvania State University, von großem Interesse, da so viel über ihre ersten Herzinfarkte bekannt war: Ausmaß der Herzschädigung, Blutdruck, Cholesterin, Körpermasse und Lebensführung – all die traditionellen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Außerdem wurden alle Männer zu ihrem Leben befragt: Familie, Beruf und Hobbys. Buchanan kodierte damals jede Aussage aus jedem ihrer auf Video aufgezeichneten Interviews nach Optimismus und Pessimismus.

Innerhalb von achteinhalb Jahren war die Hälfte der Männer an einem zweiten Herzinfarkt gestorben. Keiner der üblichen Risikofaktoren sagte den Tod voraus: weder Blutdruck noch Cholesterin, noch nicht einmal das Ausmaß der Schäden durch den ersten Herzinfarkt. Nur der Optimismus, achteinhalb Jahre zuvor, sagte einen zweiten Herzinfarkt voraus: Von den sechzehn pessimistischsten Männern starben fünfzehn. Von den sechzehn optimistischsten Männern starben nur fünf.

Alle Studien zu Optimismus und Herz-Kreislauf-Erkrankungen kommen zu dem Schluss, dass Optimismus in hohem Maße vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt. Dies gilt sogar unter Berücksichtigung aller traditionellen Risikofaktoren wie Fettleibigkeit, Rauchen, übermäßigem Alkoholkonsum, hohem Cholesterinspiegel und Bluthochdruck. Es gilt sogar unter Berücksichtigung von Depressionen, wahrgenommenem Stress und momentanen positiven Emotionen. Dies gilt für alle Arten der Messung von Optimismus.

Fazit

Der Forschungsbereich Positive Gesundheit fragt: Gibt es subjektive, biologische und funktionelle Faktoren, die Widerstandskraft gegen Erkrankungen überdurchschnittlich steigern? Gibt es subjektive, biologische und funktionelle Faktoren, die eine Prognose im Falle einer Erkrankung überdurchschnittlich verbessern? Diese wichtigen Fragen werden erstmalig in der Forschung gestellt.

Die Ergebnisse können weitreichende Folgen für das Gesundheitssystem und die Behandlung kranker Menschen haben.


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