(© Melanie Vogel) Unsere Gedanken haben eine enorme Wirkung auf unser Leben und unser Wohlbefinden. Was wir über uns selbst und die Welt glauben, beeinflusst, wie wir fühlen, handeln und mit Herausforderungen umgehen. Wer sich selbst für wertvoll und fähig hält, wird mit höherer Wahrscheinlichkeit mutige und konstruktive Entscheidungen treffen. Wer hingegen glaubt, nicht gut genug oder unfähig zu sein, verhält sich oft entsprechend – häufig unbewusst.
Doch nicht nur was wir denken, ist entscheidend, sondern auch wie wir mit unseren Gedanken umgehen. Selbst wenn in unserem Kopf der Gedanke auftaucht „Ich werde nie gut genug sein“, können wir uns entscheiden, trotzdem freundlich und mitfühlend mit uns umzugehen. Gedanken sind letztlich nur Gedanken – sie gewinnen erst Macht, wenn wir sie als unumstößliche Wahrheit akzeptieren.
Negative Erzählungen können uns stark einschränken, oft ohne, dass wir es merken. Umso wichtiger ist es, die Anzeichen zu erkennen, wenn wir in einem selbstschädigenden Narrativ feststecken. Die folgenden sechs Signale helfen Ihnen dabei, diese Muster zu durchbrechen.
1. Übermäßige Identifikation mit Etiketten
Der menschliche Verstand liebt Kategorien. Sie erleichtern es uns, die Welt zu ordnen – doch wenn wir sie auf uns selbst anwenden, können sie zu Einschränkungen werden. Wer sich nur noch über seine Rolle („Mutter“, „Manager“) oder gar ein negatives Etikett („Versager“, „Depressiver“) definiert, verliert den Blick für die eigene Komplexität.
Tipp: Erkenne, dass Worte immer nur eine Vereinfachung sind. Du bist mehr als deine Rolle, mehr als ein einzelnes Erlebnis, mehr als eine Diagnose.
2. Wiederholung negativer Verhaltensmuster
Manche Verhaltensweisen sind je nach Kontext hilfreich oder hinderlich. Wer zum Beispiel Gefühle unterdrückt, kann in Notfallsituationen handlungsfähig bleiben – im Privatleben kann dieselbe Strategie jedoch Beziehungen belasten.
Wenn du feststellst, dass du immer wieder in dieselben problematischen Muster verfällst, könnte eine tief verankerte Überzeugung der Auslöser sein.
Tipp: Hinterfrage, ob dein Verhalten tatsächlich notwendig ist – oder ob es nur der Geschichte folgt, die dein Kopf dir erzählt.
3. Dauerhafte Schuldzuweisungen an äußere Umstände
Natürlich gibt es reale Hindernisse und Ungerechtigkeiten. Doch wer ausschließlich die äußeren Umstände verantwortlich macht, gibt die eigene Handlungsfähigkeit auf.
Tipp: Frage dich: „Was liegt innerhalb meiner Kontrolle?“ Oft sind es kleine Schritte – eine veränderte Perspektive, eine neue Gewohnheit – die große Wirkung haben.
4. Schwierigkeiten, loszulassen
Schmerzhafte Erlebnisse können noch lange nachwirken. Wer in Gedanken immer wieder an die Situation zurückkehrt, spürt oft körperliche Anspannung und emotionalen Stress. Doch ewiges Grübeln führt selten zu Heilung.
Tipp: Loslassen bedeutet nicht, Unrecht gutzuheißen. Es ist ein Akt der Selbstfürsorge: du entscheidest dich, deine Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was dir guttut und was du aktiv gestalten kannst.
5. Anhaltende negative Selbstgespräche
Viele Menschen sprechen innerlich härter mit sich selbst, als sie es jemals mit anderen tun würden. Sätze wie „Ich bin so dumm“ oder „Ich werde es nie schaffen“ können zu einem automatischen Muster werden – mit gravierenden Auswirkungen auf Selbstwert und Motivation.
Tipp: Trainiere eine freundlichere innere Stimme. Frage dich: „Würde ich so mit meinem besten Freund sprechen?“ Wenn nicht, wähle bewusst eine mitfühlendere Formulierung.
6. Unfähigkeit, alternative Sichtweisen einzunehmen
Negative Erzählungen verengen unseren Blick. Wir halten dann die eigene Perspektive für die einzige Realität – wie jemand, der durch eine rote Brille schaut und glaubt, die Welt sei tatsächlich rot.
Tipp: Übe, bewusst nach anderen Interpretationen zu suchen. Vielleicht ist die Zurückweisung nicht auf dein Aussehen zurückzuführen, sondern auf den anderen Menschen. Vielleicht musst du nicht alles sofort erledigen, was auf deiner To-Do-Liste steht. Mehrere Perspektiven zuzulassen, erweitert deinen Handlungsspielraum.
Fazit
Die Geschichten, die wir uns selbst erzählen, prägen unser Denken, Fühlen und Handeln – besonders dann, wenn wir ihnen blind glauben. Indem wir diese Narrative bewusst wahrnehmen, können wir entscheiden, ob wir ihnen folgen oder ob wir einen neuen Weg einschlagen.
Das ist ein kontinuierlicher Prozess: Immer wieder wird uns unser Verstand in alte Geschichten zurückziehen. Doch jedes Mal können wir uns neu entscheiden, unsere Aufmerksamkeit auf das zu richten, was uns wirklich wichtig ist. Mit der Zeit entwickeln wir mehr Freiheit, Flexibilität und Selbstmitgefühl – und gestalten unser Leben aktiv nach unseren Werten.
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